Montag, 1. Juni 2009

Der Begriff „Faction“ in Philip K. Dicks „The Skull“

Das Thema Zeit spielt in Philip K. Dicks Kurzgeschichte The Skull eine wichtige Rolle, wenn nicht sogar die Hauptrolle. Dabei schiebt sich natürlich die Frage nach der Wirklichkeit nach vorne.
Wo ist der Fakt, und wo ist die Fiktion anzusiedeln? Die Fiktion in der Geschichte muss differenziert betrachtet werden, denn die fiktive Zukunft des Lesers ist gleichzeitig die reale Gegenwart für Conger.
Als Leser befinden wir uns in einer fiktiven Zukunft. Da wir nicht die Gabe besitzen in die Zukunft zu schauen, müssen wir sie als fiktiv bezeichnen. Deutlich wird dies durch die Möglichkeit der Zeitreise, dem Fortbewegen mit Hilfe von fliegenden Autos und der Aussage „The man you are after has been dead fort wo centuries.“ Und nachdem Conger mit der Zeitmaschine gereist ist: „The first thing he noticed, were newspapers on the stands. April 5, 1961“.

Wir sind nun als Leser von einer fiktiven Zukunft in eine Vergangenheit gereist, die auf jeden Fall viel mit der realen Vergangenheit unseres Wissens nach gemeinsam hat Die 60er Jahre in den USA waren geprägt vom konservativen Denken und Hass auf den Kommunismus. Aber auch hier muss wieder differenziert werden: Unsere reale Vergangenheit (zumindest 6 nach unserem Wissen) ist gleichzeitig die Gegenwart, also die Nullwelt für den Autor. Das Novum ist die fiktive Zukunft.
Wo aber ist Congers Realität? In der Vergangenheit oder in der Zukunft? Da er erkennt, dass die Zukunft, so wie sie ist, nur existiert, weil er die Zeitreise unternommen hat, liegt seine Realität eben auch in der Vergangenheit. Hätte er diesen Schritt nicht getan, gäbe es die First Church nicht und seine Realität würde so nicht existieren.
Was wäre, wenn Conger sich geweigert und die Gefängnisstrafe in Kauf genommen hätte? Conger reist nicht in die Vergangenheit und geht ins Gefängnis. Er wäre nicht in der Vergangenheit getötet worden, die First Church hätte es so nie gegeben Dann hätte er aber auch nie das Angebot bekommen in die Vergangenheit zu reisen, somit hätte er sich auch nicht verweigern können. Seine Realität hätte sich in dem Moment radikal verändern müssen.

Ist das also nun eine Art Schicksalsverlauf, die gar nicht anders hätte kommen können?
Was aber wäre gewesen, wenn Conger dem Tot in letzter Sekunde in der Vergangenheit entkommen wäre, trotzdem aber erkannt hätte, dass er der Gründer der First Church ist?
Die Leute hätten trotzdem seine Worte gehört, das Wunder seiner Wiedergeburt hätte es aber nicht gegeben, denn niemand hat gesehen, wie er erschossen wurde und somit wäre sein erneutes Vorkommen nicht verwunderlich gewesen. Vielleicht hätte er aber trotzdem Eindruck hinterlassen und die First Church wäre ebenfalls entstanden, aber eher in verkleinerter Vision, eher harmlos. Wäre Conger wieder in die Zukunft gereist, hätte er eine andere vorgefunden. Vielleicht gäbe es die First Church auch gar nicht mehr. Hätte Conger dann auch gar nicht mehr in der Zukunft existiert? Was aber wäre noch anders in der Zukunft gewesen? Wir wissen aus etlichen Science-Fiction-Filmen, dass manchmal schon die kleinste Tätigkeit in der Vergangenheit, in der Zukunft die fatalsten Folgen haben kann. Wenn nun also eine Religionsgründung nicht statt gefunden hätte, was hätte das für Auswirkungen gehabt?
Wäre Conger in der Vergangenheit geblieben und dort irgendwann gestorben, gäbe es dann zwei Schädel oder wären sie in eins übergegangen? Diese Fragen sind zu diskutieren.
Sie würden aber kaum Antworten mit Fakten geben, denn die Geschichte verläuft nun einmal nicht so, sie verläuft genau so, wie sie verlaufen soll. Die Fiktion, die Erdichtung, wird in einer logischen Folge fortgesetzt.
Können wir also von logischer Fiktion sprechen? Fakt daran ist also die Chronologie des Vorganges. Als Conger seinen Tod erkennt, ist es ein Fakt, dass er irgendwann in der Zukunft wieder auftauchen muss.

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